Ob als Tröster oder Einschlafhilfe – der Schnuller ist für viele Babys beruhigend, da er dem angeborenen Saugreflex entgegenkommt. Doch wann ist die Zeit gekommen, wo Sie dem Kind den Schnuller abgewöhnen müssen?
So gewöhnen Sie Ihrem Kind den Schnuller ab
Prinzipiell ist gegen einen Schnuller nichts einzuwenden. Dem Menschen ist ein Saugreflex angeboren und auf Ultraschallbildern kann man schon erkennen, dass das Ungeborene zeitweise am Daumen nuckelt. Auch aus medizinischer Sicht spricht nichts gegen die Verwendung eines Schnullers, wenn dies auf die ersten beiden Lebensjahre beschränkt bleibt.
Kinderärzte und Zahnärzte sind der Meinung, dass die Verwendung eines Schnullers auf jeden Fall besser sei, als das Lutschen am Daumen. Viele Kinder lieben ihren „Nuckel“ und machen ein riesen Theater, wenn dieser nicht in greifbarer Nähe ist oder wenn die Zeit kommt das die Eltern den Schnuller abgewöhnen. Oft kann man beobachten, dass auch ältere Kinder noch einen Schnuller im Mund haben.
Wann sollte Sie den Schnuller abgewöhnen?
Die Zahnmediziner sind sich einig, dass das Kind spätestens bis zum dritten Geburtstag vom Schnuller entwöhnt sein sollte. Schäden am Kiefer durch das Nuckeln können bis zu diesem Zeitpunkt noch ausgeglichen werden, danach nicht mehr.
Dauernuckeln kann in höherem Alter zu schweren Zahnschäden und Fehlstellungen des Gebisses führen. Die Schneidezähne weisen eine Fehlstellung nach vorne auf, der sogenannte „offene Biss“. Bei zu langem Schnullergebrauch kann es sein, dass es zu Sprachstörungen kommt und vor allem die Zischlaute nicht richtig gesprochen werden können. Eigentlich sollten Eltern trotzdem nicht so lange mit der Entwöhnung warten, denn bereits ab dem 8. Monat weicht der Saugreflex dem Schluckreflex. Je länger das Kind den Schnuller hat, desto schwieriger wird die Entwöhnung.
Tipps für die Schnullerentwöhnung
Folgende Tipps haben sich in der Praxis bei der Schnullerentwöhnung bewährt. Fangen Sie damit am besten so früh wie möglich an. Wichtig ist, dass das Kind bereit ist, den Schnuller von selber herzugeben, da es sich sonst vielleicht das Daumenlutschen angewöhnen könnte:
- Achten Sie darauf, dass Ihr Kind sich gerade in einer stabilen Phase befindet und keine außergewöhnlichen psychischen Belastungen vorhanden sind
- halten Sie es schon vorher so, dass der Schnuller wirklich nur im „Notfall“ eingesetzt wird, wenn kein anderer Beruhigungsversuch mehr greift
- im Alter von acht bis zehn Monaten sollten Sie bereits den Schnuller durch einen Beißring ersetzen
- Lassen sie den Schnuller nicht überall offen herumliegen. Wenn Ihr Kind schon älter ist und diesen in greifbarer Nähe hat, dann wird es sich den Schnuller auch immer wieder in den Mund stecken. Dies sollten Sie vermeiden
- Bei älteren Kindern funktionieren oft auch schon logische Argumente, wenn die Eltern den Schnuller abgewöhnen. Vielleicht kommt bei Ihnen ja auch die Schnullerfee und tauscht den Schnuller gegen ein Geschenk ein? Ebenfalls beliebt ist es, den Schnuller dem Weihnachtsmann mitzugeben als Geschenk für ärmere Kinder, die sich keinen Schnuller kaufen können. Vielleicht legen sie zur Osterzeit auch den Schnuller in den Garten und warten mit Ihrem Nachwuchs, dass ihn der Osterhase mitnimmt und statt dessen ein Osternest bringt
Beim Schnuller abgewöhnen sollten Sie in jeder Hinsicht kreativ sein und nehmen Sie dem Kind nie den Schnuller einfach ab. Es könnte nämlich passieren, dass das Kind dann beginnt am Daumen zu nuckeln, weil es noch nicht bereit dazu war.
Auf jeden Fall vermeiden sollten Sie, dass sie Ihrem Kind den Schnuller zurückgeben, wenn er einmal weg war. Die ersten Nächte können zwar unruhig werden, dies gibt sich jedoch im Laufe einer Woche meist und der Schnuller ist Geschichte.
Erfahrungsbericht zum Schnuller abgewöhnen
von Joshua Friedermann (Vater, 2 Kinder)
Als mein großer Sohn 3 Jahre war, beschlossen meine Frau und ich, dass es an der Zeit ist den Schnuller unseres Sohnes zu verbannen. Das dies keine einfache Sache werden wird und auch nicht über Nacht geschieht war uns bewusst.
Man muss dazu sagen, unser Sohn benutze seinen Schnuller nur zum Einschlafen, und eigentlich kaute er auch mehr darauf rum als zu nuckeln.
1. Versuch – Der Schnuller muss weg :
Weihnachten stand vor der Tür, und wir dachten, dass dies ein guter Zeitpunkt ist um den Schnuller los zu werden, die ganze Familie war zuhause und wir hatten genügend Zeit um unserem Sohn den Schnuller abzugewöhnen. Also beschlossen wir mit unserem Sohn, den Schnuller am Heiligen Abend dem Weihnachtsmann mitzugeben.
Er war selbstverständlich begeistert, denn der gute, alte Mann brachte ja auch Geschenke. Das dies allerdings doch kein guter Zeitpunkt war, gestanden wir uns um 22:00 Uhr des Heiligen Abends ein, und rückten einen Schnuller aus unserem Bestand raus.
2. Versuch – Schnuller abgewöhnen
Neues Jahr – Neues Glück:
Im Frühjahr des darauffolgenden Jahres verbrachten wir einen Kurzurlaub an der Ostsee. Unser Plan: Wir graben am Strand ein tiefes Loch in den Sand, legen den Schnuller hinein, schaufeln Sand darüber und weg ist er. Leider kam es nicht soweit, unser Sohn, der anfangs begeistert von der Idee war, spielte nicht mit. Die neue Umgebung und die Aufregung des Urlaubes waren ungeeignet um eine Schnullerentwöhnung durchzuführen.
3. und letzter Versuch unserer Schnullerentwöhnung
Jetzt schaffen wir es:
Der Schnuller lag immer am selben Platz unter dem Kopfkissen unseres Sohnes. Eines Tages nahm er ihn, warum auch immer, aus dem Bett und spielte damit. Er warf ihn hoch und fing ihn wieder auf, das ging eine ganze Weile so.
Plötzlich hatte er ihn aus den Augen verloren, und sah nicht wo er landete. Vergeblich suchten wir ihn, aber er war nirgends zu finden. Das war nun das Ende des Schnullers. Das erste mal einschlafen ohne den geliebten Schnuller war nicht leicht, aber wir bestärkten ihn und umso größer war die Freude am nächsten Morgen als er die erste Nacht ohne Schnuller verbracht hatte.
Ps. Meine Frau fand den Schnuller einige Zeit später hinter der Gardine. Er wird jetzt in einem Karton mit vielen Erinnerungen aufbewahrt.
Wie bei vielen Entwicklungsschritten und Veränderungen (Schnullerentwöhnung) bestimmen die Kinder den Rhythmus. Die Aufgabe der Eltern in diesen Situationen ist es die Kinder zu bestärken, zu lieben und zu lenken.
Motiv © lagom – Fotolia.com