Alle Symptome und Folgeerkrankungen der Scharlach Infektion
Scharlach (Scarlatina) ist eine Kinderkrankheit, die durch Streptokokken hervorgerufen wird. Anfänglich grippeähnliche Symptome löst der namensgebende rote Hautausschlag. Erfolgt keine rechtzeitige Behandlung, breiten sich die Bakterien weiter aus und führen vor allem bei Erwachsenen zu ernsten Folgeerkrankungen.
Dazu gehören Entzündungen und Spätfolgen durch Toxine oder Immunreaktionen des Körpers. Einige davon verlaufen mitunter tödlich oder verursachen langwierige Krankheitsverläufe.

Erste Symptome von Scharlach
Die Scharlach Infektion und auch die ersten Symptome setzen immer plötzlich und heftig ein, dabei kommt es in der Anfangsphase zu hohen Fieberschüben und dicken Halslymphknoten (Mandeln/ Mandelentzündung), der Innenraum des Halses ist feuerrot (scharlachrot) und entzündet sich. Bei Kindern bemerkt man die Scharlach Infektion meist zuerst an den Schluckbeschwerden, Kinder verweigern dann das Essen weil Ihnen das Schlucken der Speisen weh tut.
Zu Beginn der Scharlach Symptome ist die Zunge von einem dicken Belag beschlagen, dieser fällt nach einigen Tagen ab und die Zunge glänzt leuchtend rot. Am zweitem Tag der Erkrankung kann es schon zum Hautausschlag kommen. Dabei entwickeln sich stecknadelgroße, erhobene hellrote Pünktchen. Der Hautausschlag breitet sich vom Kopf des Betroffenen über große Bereiche des Körpers aus. Der Bereich um den Mund bleibt dabei Ausschlagsfrei, die Innenseiten der Beine sind besonders betroffen. An den Handflächen und Fußsohlen kommt es dabei zu sogenannten Schuppungen, diese treten auch dann oft auf, wenn andere Symptome der Scharlach Infektion fehlen.
Scharlach Symptome im Überblick
- ansteigendes Fieber Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Schluckbeschwerden
- Erbrechen, Bauchschmerzen und Unwohlsein
- Entzündung der Mandeln
- Rote Färbung des Rachens
- Hals- Lymphknoten schwellen an
- Himbeerfarbene Zunge (Himbeerzunge) mit hervorstehenden Geschmacksknospen
- großflächiger sandpapierähnlicher Hautausschlag an den Leisten oder am Bauch

Wie schützen sich die Scharlachbakterien?
Streptococcus pyogenes, die eiterbildende Kettenkugel, schützt sich, indem es sich in einer Schleimkapsel verbirgt. Zusätzlich bilden die Bakterien an ihrer Oberfläche das sogenannte M-Protein.
Beide verhindern die Erkennung und das Verschlucken (Phagozytose) durch die Fresszellen der Immunabwehr. Sowohl das M-Protein wie auch die Superantigene SmeZ und SpeA sind immunogen. Das heißt, sie lösen eine Immunreaktion des Körpers aus. Außerdem scheiden die Streptokokken Giftstoffe (Exotoxine) aus. Diese Gifte und Immunogene sind für die Symptome von Scharlach und seine Folgeerkrankungen verantwortlich.
Scharlach Symptome und Verlauf bei Kindern
Scharlach beginnt wie viele Infektionskrankheiten mit den unspezifischen Anzeichen einer Grippe. Ein bis drei Tage nach der Infektion treten Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber und Halsschmerzen auf.
Das Fieber steigt schnell an und hinzu kommen Schwellungen der Lymphknoten in der Halsregion. Bei der nun eintretenden Angina sind Rachenschleimhaut und Gaumenzäpfchen stark gerötet. Gleichzeitig bildet sich auf den Mandeln ein weißlicher Belag, der allmählich auf die Zunge übergreift. Hinzu kommt ein sonderbarer, süßlicher Mundgeruch. Das Schlucken wird zusehends schmerzhafter.
Scharlach kann bei Kindern zu Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen führen, vor allem bei Kleinkindern.
Meist gleichzeitig mit der Angina beginnt der namensgebende dunkelrot-fleckige Hautausschlag, ausgehend von Achseln und Leisten. Von da aus breitet er sich weiter über den ganzen Oberkörper und letztlich über Arme und Beine aus. Die Handflächen und Fußsohlen sind dabei nicht betroffen.
Typisch ist der Milchbart von Kindern mit Scharlach. Während das Gesicht von Fieber und Hautausschlag stark gerötet erscheint, bleibt die Region rund um Mund und Kinn weiß. Die zuvor weißlich belegte Zunge verfärbt sich rötlich und gibt das typische Bild der rot glänzenden Erdbeerzunge. Die Verfärbung geht mit einer deutlich sichtbaren Vergrößerung der Papillen auf der Zungenoberseite einher.
Nach einer Woche flaut die Erkrankung langsam ab. Das Fieber geht zurück, die Angina bessert sich. Der Hautausschlag beginnt sich abzuschuppen. Vor allem die Zungenoberfläche, die Handinnenflächen und Fußsohlen schälen sich in großen Stücken ab.

Nicht ausgeheilter Scharlach und seine Symptome und Komplikationen
Heilt der Scharlach nicht vollständig aus oder ist das Immunsystem des Patienten nachhaltig geschwächt, breiten sich die Streptokokken weiter aus. Sie führen zu eitrigen Entzündungen der Mandeln (Tonsillitis), des Mittelohrs (Otitis media) und der Nebenhöhlen (Sinusitis). Gelangen sie in die Lunge, verursachen sie dort eine Lungenentzündung (Pneumonie). Über die Blutbahn können sie das Gehirn erreichen und dort eine lebensbedrohliche Hirnhautentzündung (Meningitis) auslösen. Lebensbedrohlich ist auch eine Sepsis, wenn die Bakterien über offene Wunden in den Körper eindringen und sich dort vermehren (Wundscharlach).
Folgeerkrankungen und Verlauf bei Erwachsenen
Bei Kindern treten die aufgeführten Symptome auf und sind in der Regel spätestens nach zwei Wochen verheilt. Wer älter ist, kommt oftmals nicht so glimpflich davon. Bei Erwachsenen ist der Krankheitsverlauf vehementer als bei Kindern. Zudem sorgen Toxine und Antigene der Streptokokken unter Umständen für erhebliche Komplikationen.
Scharlachtoxin Infektion bei Erwachsenen
Bei Erwachsenen treten die genannten eitrigen Entzündungen wesentlich öfter auf als bei Kindern. Dringen die Streptokokken im Laufe einer solchen Entzündung in die Blutbahn ein, kommt es zu einer Blutvergiftung (Sepsis) und Vergiftungserscheinungen durch die Exotoxine.
Hohes Fieber, Hautausschlag und ein rapides Absacken des Blutdruckes sind die Leitsymptome des Toxischen Schocksyndoms (TSS, Streptokokken-induziertes Schocksyndrom STSS). Die Vergiftung der Muskeln führt zu Muskelschmerzen, im Magen-Darm-Trakt verursachen die Toxine Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfälle. Eine Beteiligung des Gehirns äußert sich in Schwindel, Benommenheit und Verwirrungszuständen. Nach Ausfall von Leber und Nieren kommt es zum Multiorganversagen. Selbst bei sofortiger medizinischer Versorgung auf einer Intensivstation liegt die Sterblichkeitsrate beim TSS bei dreißig Prozent.
Scharlach: Folgeerkrankungen bei Erwachsenen durch Immunreaktionen
Vor allem das M-Protein ist für Folgeerkrankungen von Scharlach bei Erwachsenen verantwortlich. Das Oberflächenprotein tarnt die Bakterien durch molekulare Mimikry. Denn es ähnelt stark einigen Eiweißen des menschlichen Körpers.
Immunzellen ignorieren daher zunächst Strukturen, auf denen sie die vermeintlich körpereigene Substanz vorfinden. Bemerken sie irgendwann ihren Irrtum, beginnen sie mit der Produktion von Antikörpern, die gegen das M-Protein gerichtet sind. Das Problem: diese Antikörper erkennen nicht nur die bakteriellen Proteine, sondern auch die menschlichen, denen es ähnelt.
Scharlach Folgeerkrankung rheumatisches Fieber
Bei Scharlach ist die häufigste Folgeerkrankung, die so ausgelöst wird, das akute rheumatische Fieber (ARF), häufig als Streptokokkenrheuma bezeichnet.
- Arthritis bei rheumatischem Fieber. Die rheumatisch-entzündlichen Erscheinungen betreffen vor allem die Gelenke, die sich schmerzhaft gerötet entzünden und von einem großen Gelenk zum nächsten wandern.
- Pankarditis bei rheumatischem Fieber. Diese Entzündungen schlagen auch sich auf Herz und Gehirn nieder. Die Entzündung betrifft das gesamte Herz, sodass man von einer Pankarditis spricht. Dabei ergänzen sich die Erkrankungen von innerster Herzschicht (Endokarditis), Herzmuskel (Myokarditis) und Herzbeutel (Perikarditis). Fatal ist vor allem der Befall des Endokards, das auch den größten Teil der Herzklappen bildet. Bei der Herzklappenentzündung (Valvulitis) werden vor allem Mitral- und Aortenklappe in Mitleidenschaft gezogen, eine ungenügende Herzleistung (Herzinsuffizienz) ist die Folge.
- Enzephalitis bei rheumatischem Fieber. Das rheumatische Fieber führt unter Umständen erst Monate nach der Streptokokkeninfektion zu einer Gehirnentzündung. Die neuropsychiatrischen Autoimmunerkrankungen infolge Scharlach ziehen lebenslange Konsequenzen nach sich. Die Immunreaktion beeinträchtigt vor allem die Basalganglien des Striatums im Gehirn, die für die Feinabstimmung von Bewegungsabläufen verantwortlich sind.
- Chorea minor ähnelt der Chorea major oder Chorea Huntington. Durch gestörte Bewegungskontrolle kommt es zu überschießenden Bewegungen der Extremitäten und Gesichtsmuskulatur mit unwillkürlichem Grimassieren.
- PANDAS. Beim Pediatric Neuropsychiatric Disoders Associated with Streptococcal Infections stehen weniger die motorischen als die psychiatrischen Beeinträchtigungen im Vordergrund. Die Patienten werden aggressiv und leiden an Depressionen und geistiger Unterentwicklung. Hinzu kommen Zwangsstörungen in Form von Tics.
- Beim Tourette-Syndrom wiederum spielen motorische und vokale Tics die Hauptrolle. Zu überschießenden motorischen Störungen kommen unwillkürliche Lautäußerungen. Viele Patienten leiden an Zwangsstörungen, ritualisierten Verhaltensweisen und Hyperkinesien wie dem ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung).

Scharlach: Folgeerkrankung Akute postinfektiöse Glomerulonephritis
Eine akute postinfektiöse Glomerulonephritis (Post-Streptokokken-Glomerulonephritis) tritt meist infolge einer Infektion der oberen Atemwege auf. Das M-Protein der Streptokokken verklumpt durch die dagegen gebildeten Antikörper.
Diese Immunkomplexe setzen sich in den Nierenkörperchen (Glomeruli) fest, die für die Dialyse des Blutes zuständig sind. Das führt zu einer Entzündung (Glomerulonephritis). Als Folge finden sich im Harn große Mengen Eiweiß (Proteinurie) und Blut (Makrohämaturie).
Scharlach: Folgeerkrankungen in der Schwangerschaft
Scharlach während der Schwangerschaft ist ein häufig diskutiertes Thema. Im Gegensatz zu Röteln führt Scharlach nicht zu Fehlbildungen beim Kind. Auf jeden Fall muss eine Schwangere sofort einen Arzt aufsuchen, um die Infektion mit Streptokokken in den Griff zu bekommen. Nur so können mögliche Komplikationen wie rheumatisches Fieber und Nierenschäden vermieden werden.
Generell sollten Schwangere keine Antibiotika einnehmen, mit einigen Ausnahmen. Dazu gehört das altbewährte Penicillin, das gegen die meisten Streptokokken wirksam ist und das Kind nicht schädigt.
Wenn Scharlach in der Schwangerschaft mit Komplikationen verläuft und Herz und Nieren der Mutter angreift, wirkt sich das auf das Wachstum des Kindes aus.
Der Unterschied zwischen Angina und Scharlach
Häufig werden die Scharlach Symptome auch mit einer Angina verwechselt. Diese kann ebenfalls durch Streptokokken ausgelöst werden. Um sicherzugehen, um welche Erkrankung es sich tatsächlich handelt, sollte immer ein Arzt aufgesucht werden. Dieser stellt auch einen Therapieplan zusammen. In der Regel ist die Einnahme von Antibiotika unausweichlich, dies gilt für Kinder und Erwachsene.
Seltene Scharlach Symptome
Es gibt einige Scharlach Symptome, die nicht immer auftreten müssen und eher selten sind, aber dennoch aus der Infektion mit Streptokokken hervorgehen können. Dazu gehören Entzündungen in den Gelenken, die auf den ersten Blick wie Muskelkater oder erste Anzeichen einer Grippe wirken. Daher ist es empfehlenswert, auch diese Anzeichen bei einem Arztbesuch zu erwähnen.
Symptome wie Abszessen und Entzündungen
Wenn es zu einer Ausbreitung der Streptokokken Bakterien kommt, kann es in wenigen Fällen zu Scharlach Symptomen wie kleineren Abszessen und Entzündungen an den Gelenken kommen. Auch die Mittelohrentzündung kann eine seltene Folgeerkrankung von Scharlach sein. Um Folgeerkrankungen an der Organen und Komplikationen zu vermeiden, sollte nach Abheilung der Scharlach Symptome eine Endkontrolle durch den Arzt stattfinden.
Als Folgeerkrankung gilt die Mittelohrentzündung. Nicht selten werden Erwachsene erst durch solche Folgeerkrankungen darauf aufmerksam, dass sie eigentlich an Scharlach erkrankt sind. Dies hängt damit zusammen, dass Erwachsene dazu neigen, die Scharlach Symptome einer Erkältung zuzuordnen, diese mit Hausmitteln zu behandeln und den Weg zum Arzt nicht suchen.
Quellen, Literatur:
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- Dietrich Reinhardt, Thomas Nicolai, Klaus-Peter Zimmer (Hrsg.): Therapie der Krankheiten im Kindes- und Jugendalter. 9. Auflage. Heidelberg: Springer Verlag (2014). ISBN-10: 3642418139.